Montag, 14. Februar 2011

Der katholische Glaube in dem Andenland

Lateinamerika galt einmal als der große katholische Kontinent. Sicherlich ist er das auch noch, auch wenn sich anscheinend Gewichte verschieben. An Brasilien ist das besonders deutlich festzustellen. Dort nämlich ist die Zahl der Katholiken innerhalb einiger Jahrzehnte von etwa 90 Prozent auf rund zwei Drittel des Landes zurückgegangen. Allerdings stammen die gezählten 90 Prozent noch aus einer Zeit, als man schlicht davon ausging, dass ein ganzes Land einfach einer Religion angehört. Dies ist heute nicht mehr realistisch und wohl war es das auch noch nie. Immerhin sorgt die zunächst wirtschaftlich ausgeprägte Globalisierung auch auf kulturellem und religiösem Gebiet für viele neue Konstellationen.
Aber vergessen werden sollte darüber auch nicht, dass es selbst unter der Decke einer allgemeinen Zugehörigkeit früher stets Brüche gab. Wahr ist allerdings auch, dass gerade der Katholizismus bestens geeignet ist, durch seine innere Ausgewogenheit und Flexibilität viele Schichten und Kulturen, zumal eines Landes zu integrieren. Das gilt übrigens auch für Peru. Immer wieder hat es hier durch die Geschichte hindurch erfolgreiche Versuche gegeben, den katholischen Glauben tiefer zu verankern und verwurzeln. Dies ist etwa an der katholisch geprägten Bildungstradition des Andenlandes festzustellen, wo zwei der drei wichtigsten und führenden Universitäten katholischen Ursprungs sind bzw. waren: die Päpstliche Universität von Peru, an der der Befreiungstheologe Pater Gustavo Gutierrez lehrt und Bischof Gerhard Ludwig Müller ebenso wie seinerzeit Joseph Ratzinger einen Ehrendoktor erhalten hat, sowie die Universität San Marcos, die eben eine kirchliche Gründung war. Auch gibt es zahlreiche Initiativen, die bewusst auf missionarische Bemühungen aus Europa verzichten. Eigene Gemeinschaften sind entstanden, die den katholischen Glauben im Lande weitergeben, die übrigens schon als Missionare in anderen Ländern wirken. Es mag sein, dass sich auch in Peru manche Gläubige zu halleluja-singenden Sekten („los nuevos grupos religiosos“) hingezogen fühlen. Allerdings haben Studien ergeben, dass die Bindung dort sehr schwach ist und solche in der Regel US-orientierte Sekten eine hohe Fluktuation aufweisen. Die katholische Soziallehre mag manchem theoretisch erscheinen, tatsächlich aber geht sie praktisch in die Tiefe – und das bedarf eben der Zeit.
Die Blüte Perus – auch das ist ein Zeichen für den Boden, der dort für den Katholizismus sehr fruchtbar ist – ist die heilige Rosa von Lima, ursprünglich Isabel de Flores, die am 20. April 1586 in Lima geboren wurde, wo sie dann am 24. August 1617 verstorben ist. Sie gilt als „Südamerikas erste Blüte der Heiligkeit“. Um zum Unterhalt der Familie beizutragen arbeitete sie am Webstuhl und als Gärtnerin. Gleich nach ihrem Tod begann zuerst das Volk von Lima sie zu verehren, danach ganz Peru und schließlich ganz Lateinamerika. Sie wurde 1671 durch Papst Klemens X. heilig gesprochen. Sie ist die himmlische Schutzfrau Lateinamerikas, Westindiens und der Philippinen, wird aber auch in den Ländern Europas, bei uns in Süddeutschland, verehrt. Auch Martin de Porres ist ein heiliger Perus. Er war der Sohn des spanischen Edelmanns Juan de Porres und der Anna Velasquez, einer Tochter afrikanischer Sklaven aus Panama. Er wurde Dominikaner. Übrigens ist die Popsängerin Madonna in einem ihrer Videos („Like a virgin“) auf ihn zurückgekommen, wenn auch in künstlerischer oder, um es ganz genau zu sagen, in geschäftlicher Absicht.
Lateinamerika ist und bleibt der katholische Kontinent (auch wenn es nicht ausschließlich um Zahlen geht). Gerade in den Armenvierteln Limas ist der Katholizismus mit Händen zu greifen – und der katholische Glaube. So viele engagierte Katholiken und Katholikinnen, die wir in den vergangenen Tagen in dem Andenland haben treffen können, da wird der katholische Glaube sicher verantwortungsvoll in die Zukunft getragen werden, Gottseidank.

www.bild.de: Bischof Müller Ehrenbürger von Armenviertel in Peru

Freitag, 11. Februar 2011, 15:44 Uhr
Regensburg/Lima (dpa/lby) - Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller ist zum Ehrenbürger eines Armenviertels in Peru ernannt worden. Dies berichtete am Freitag das Ordinariat in Regensburg. Müller setzt sich schon lange für die Armutsbekämpfung in Peru ein. Derzeit ist er auf einer Reise durch Südamerika. Es sei «skandalös, wie hier die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird», sagte der 63-Jährige laut Mitteilung beim Besuch des Ortes Lomas de Carabayllo nordöstlich der peruanischen Hauptstadt Lima - dort leben etwa 25 000 Menschen in armseligen Hütten zwischen Müllkippen.