Montag, 21. Februar 2011

Mitten im Müll

Mitten im Müll
Mit Bischof Müller in den Armenvierteln von Lima
Video auf web-tv.katholisch.de

Nur beten ist nicht genug - Der Bischof zieht eine erste Bilanz der Peru-Reise

Nach einigen Tonproblemen in der ersten Version finden Sie hier jetzt eine neue Version der Bilanz von Bischof Müller zum Abschluss seiner Peru-Reise:


Kurz vor seine Abreise zog Bischof Müller eine erste Bilanz der Tage in Peru. KNA-Redakteur Gottfried Bohl hat dazu dieses Video erstellt und die folgende Meldung der Katholischen Nachrichten-Agentur:


Bischof Müller: Nur beten ist nicht genug

Lima (KNA) Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller ruft zur entschiedeneren Hilfe fuer die armen Menschen in den Laendern des Suedens auf. "Nur beten ist nicht genug", sagte Müller am Samstag im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA in Lima. Auch hochrangige Kirchenmaenner in Lateinamerika "liegen falsch, wenn sie sich alleine auf die Verkuendigung beschraenken wollen und die soziale Arbeit der Kirche fuer nebensaechlich halten". Dogmatisch gesehen sei eine solche Haltung "fast schon Haeresie", betonte der langjaehrige Dogmatik-Professor zum Abschluss seines fuenftaegigen Besuchs.

In der peruanischen Hauptstadt besuchte der Bischof mehrere Projekte des katholischen Hilfswerks Misereor. "Es ist immer wieder schrecklich zu sehen, wie wenig ein Menschenleben hier zaehlt, wie die Wuerde der Maenner, Frauen und Kinder mit Fuessen getreten wird", sagte der 63-Jaehrige beim Gang ueber eine Muellkippe. Dort sammeln die Menschen alles, was noch brauchbar ist, aus dem giftigen Muell heraus, um es zu verkaufen, weil sie sie sonst keine Einnahmequelle haben.

Müller nannte es aber auch "beeindruckend, wie es die Partner von Misereor schaffen, den Menschen eine neue Wuerde zu geben, indem sie ihnen beibringen, sich auch in diesem Elend selbst zu organsieren und nach und nach ihre Lebensbedingungen zu verbessern". Zugleich rief der Bischof dazu auf, diese und andere Projekte bei der bevorstehenden Fastenaktion zu unterstuetzen.

Die bundesweite Kampagne von Misereor steht unter dem Motto "Menschenwuerdig leben - ueberall" und wird am 13. Maerz in Regensburg eroeffnet. Neben Peru sind Kenia und Kambodscha weitere  Beispiellaender rund um das Hauptthema der Armut am Rand der grossen Staedte.

Müller traf in Lima ausserdem den bekannten Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez, mit dem er seit langem befreundet ist, Limas Oberbuergermeisterin, den Menschenrechtsexperten Salomon Lerner sowie den Nuntius, Perus Sozialbischof und den Vorsitzenden der Bischofskonferenz. In allen Gespraechen ging es vor allem darum, wie die Kirche dazu beitragen kann, die Armut im Land besser zu bekaempfen.

Montag, 14. Februar 2011

Der katholische Glaube in dem Andenland

Lateinamerika galt einmal als der große katholische Kontinent. Sicherlich ist er das auch noch, auch wenn sich anscheinend Gewichte verschieben. An Brasilien ist das besonders deutlich festzustellen. Dort nämlich ist die Zahl der Katholiken innerhalb einiger Jahrzehnte von etwa 90 Prozent auf rund zwei Drittel des Landes zurückgegangen. Allerdings stammen die gezählten 90 Prozent noch aus einer Zeit, als man schlicht davon ausging, dass ein ganzes Land einfach einer Religion angehört. Dies ist heute nicht mehr realistisch und wohl war es das auch noch nie. Immerhin sorgt die zunächst wirtschaftlich ausgeprägte Globalisierung auch auf kulturellem und religiösem Gebiet für viele neue Konstellationen.
Aber vergessen werden sollte darüber auch nicht, dass es selbst unter der Decke einer allgemeinen Zugehörigkeit früher stets Brüche gab. Wahr ist allerdings auch, dass gerade der Katholizismus bestens geeignet ist, durch seine innere Ausgewogenheit und Flexibilität viele Schichten und Kulturen, zumal eines Landes zu integrieren. Das gilt übrigens auch für Peru. Immer wieder hat es hier durch die Geschichte hindurch erfolgreiche Versuche gegeben, den katholischen Glauben tiefer zu verankern und verwurzeln. Dies ist etwa an der katholisch geprägten Bildungstradition des Andenlandes festzustellen, wo zwei der drei wichtigsten und führenden Universitäten katholischen Ursprungs sind bzw. waren: die Päpstliche Universität von Peru, an der der Befreiungstheologe Pater Gustavo Gutierrez lehrt und Bischof Gerhard Ludwig Müller ebenso wie seinerzeit Joseph Ratzinger einen Ehrendoktor erhalten hat, sowie die Universität San Marcos, die eben eine kirchliche Gründung war. Auch gibt es zahlreiche Initiativen, die bewusst auf missionarische Bemühungen aus Europa verzichten. Eigene Gemeinschaften sind entstanden, die den katholischen Glauben im Lande weitergeben, die übrigens schon als Missionare in anderen Ländern wirken. Es mag sein, dass sich auch in Peru manche Gläubige zu halleluja-singenden Sekten („los nuevos grupos religiosos“) hingezogen fühlen. Allerdings haben Studien ergeben, dass die Bindung dort sehr schwach ist und solche in der Regel US-orientierte Sekten eine hohe Fluktuation aufweisen. Die katholische Soziallehre mag manchem theoretisch erscheinen, tatsächlich aber geht sie praktisch in die Tiefe – und das bedarf eben der Zeit.
Die Blüte Perus – auch das ist ein Zeichen für den Boden, der dort für den Katholizismus sehr fruchtbar ist – ist die heilige Rosa von Lima, ursprünglich Isabel de Flores, die am 20. April 1586 in Lima geboren wurde, wo sie dann am 24. August 1617 verstorben ist. Sie gilt als „Südamerikas erste Blüte der Heiligkeit“. Um zum Unterhalt der Familie beizutragen arbeitete sie am Webstuhl und als Gärtnerin. Gleich nach ihrem Tod begann zuerst das Volk von Lima sie zu verehren, danach ganz Peru und schließlich ganz Lateinamerika. Sie wurde 1671 durch Papst Klemens X. heilig gesprochen. Sie ist die himmlische Schutzfrau Lateinamerikas, Westindiens und der Philippinen, wird aber auch in den Ländern Europas, bei uns in Süddeutschland, verehrt. Auch Martin de Porres ist ein heiliger Perus. Er war der Sohn des spanischen Edelmanns Juan de Porres und der Anna Velasquez, einer Tochter afrikanischer Sklaven aus Panama. Er wurde Dominikaner. Übrigens ist die Popsängerin Madonna in einem ihrer Videos („Like a virgin“) auf ihn zurückgekommen, wenn auch in künstlerischer oder, um es ganz genau zu sagen, in geschäftlicher Absicht.
Lateinamerika ist und bleibt der katholische Kontinent (auch wenn es nicht ausschließlich um Zahlen geht). Gerade in den Armenvierteln Limas ist der Katholizismus mit Händen zu greifen – und der katholische Glaube. So viele engagierte Katholiken und Katholikinnen, die wir in den vergangenen Tagen in dem Andenland haben treffen können, da wird der katholische Glaube sicher verantwortungsvoll in die Zukunft getragen werden, Gottseidank.

www.bild.de: Bischof Müller Ehrenbürger von Armenviertel in Peru

Freitag, 11. Februar 2011, 15:44 Uhr
Regensburg/Lima (dpa/lby) - Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller ist zum Ehrenbürger eines Armenviertels in Peru ernannt worden. Dies berichtete am Freitag das Ordinariat in Regensburg. Müller setzt sich schon lange für die Armutsbekämpfung in Peru ein. Derzeit ist er auf einer Reise durch Südamerika. Es sei «skandalös, wie hier die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird», sagte der 63-Jährige laut Mitteilung beim Besuch des Ortes Lomas de Carabayllo nordöstlich der peruanischen Hauptstadt Lima - dort leben etwa 25 000 Menschen in armseligen Hütten zwischen Müllkippen.

Sonntag, 13. Februar 2011

Glockenweihe bei einem alten Freund


Padre Felipe Fierro ist ein alter Freund von Bischof Mueller. Klar, dass der Bischof sofort zugesagt hat, als er gebeten wurde, zwei neue Glocken zu weihen - in einer Kirche mitten in einem der Armenviertel am Rand von Lima. Padre Felipe ist der Gründer der peruanischen Missionskongregation der „Reconciliación del Señor de los Milagros“. Die peruanische Missionskongregation wurde gegründet, um einheimische Missionare und Priester aus Peru zu fördern. Interessanterweise kam der Impuls zur Gründung von „innen“, vom peruanischen Padre Felipe. Sein Werk blüht und gedeiht, Dutzende junge Menschen bereiten sich unter seiner Verantwortung darauf vor, das Evangelium Jesu Christi im ganzen Land zu verbreiten.

Freitag, 11. Februar 2011

Große Pastoralreise durch Südamerika


Bischof Gerhard Ludwig Müller befindet sich in diesen Tagen auf einer zweiwöchigen Pastoralreise in Südamerika. Zur Zeit besucht er mit einer Delegation des Bistums Regensburg und Verantwortlichen von Misereor Lima. Mit den Menschen sprechen und die wertvolle Arbeit von Misereor vor Ort zu erfahren, steht im Mittelpunkt des Besuchs. Bereits in der vergangenen Woche reiste der Regensburger Oberhirte durch Brasilien. Im Rahmen einer Tagung von brasilianischen Bischöfen im Bildungszentrum der Erzdiözese Rio hielt Bischof Gerhard Ludwig Müller in portugiesischer Sprache Vorträge zur Sakramentalität und charismatische Verfassung der Kirche, zum Ursprung der Kirche im Geheimnis des dreifaltigen Gottes sowie über die priesterliche Sendung der Kirche und die Eucharistie. Gleichzeitig besuchte der Bischof unter anderem die Partnerbrauerei Weltenburger und Bischofshof in Teresópolis und Petrópolis.

Mitten im Muell


Muell, Staub, Hitze, Gestank - doch mitendrin auch zarte Pflaenzchen der Hoffnung! KNA-Redakteur Gottfried Bohl, der uns begleitet, hat dazu neben dem Kurzvideo diese Meldung verbreitet.

Bischof Müller wird Ehrenbürger im Armenviertel
Lima (KNA) Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller ist zum offiziellen „Ehrenbürger“ des Armenviertels Lomas de Carabayllo am Nordostrand der peruanischen Hauptstadt Lima ernannt worden. Hier leben etwa 25.000 Einwohner in armseligen Hütten zwischen riesigen Müllkippen und giftigen Minen. Beim Besuch des Viertels nannte Müller es „skandalös, wie hier die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird“. In ganz Südamerika „ist es ein Riesenproblem, das man Raubbau an der Natur betreibt und nur am Profit interessiert ist ohne Rücksicht auf Verluste“, kritisierte Müller am Freitag im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA in Lima.
Zugleich sei es aber auch „bewundernswert, wie die Menschen sich zusammentun, um aus eigener Kraft und mit der Unterstützung von Hilfswerken wie Misereor für ihre Grundrechte kämpfen und so Stück für Stück einem menschenwürdigen Leben näherkommen“. Müller besucht zurzeit einige Projekte des katholischen Hilfswerks in Peru. Misereor wird seine diesjährige bundesweite Fastenaktion im März in Regensburg eröffnen. Peru ist neben Kenia und Kambodscha Schwerpunktland der Kampagne, die sich unter dem Motto „Menschenwürdig leben – überall“ vor allem mit der wachsenden Not am Rand der großen Städte befasst. Müller nahm die Ehrenbürgerschaft ausdrücklich „stellvertretend für die Spender von Misereor und alle anderen Helfer, die hier die Not lindern“ an.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Lomas de Carabayllo

Am heutigen Vormittag besucht Bischof Gerhard Ludwig Müller die Armenviertel in der Zone Lomas. Die Situation der Bevölkerung in den 52 informellen Siedlungen der Zone Lomas de Carabayllo,
ca. 25.000 Einwohner, die in armseligen Hütten am Stadtrand (ca. 1.769 Parzellen) von Nordlima leben, ist gekenn- zeichnet durch folgende Indikatoren: absolute Armut, hohe Arbeitslosigkeit, Fehlen an Trinkwasser- und Abwassersystemen, defizitäre soziale Infrastruktur (Straßen, Schulen, Gesundheitsversorgung usw.), hohe Kindersterblichkeit, Unterernährung und verbreitete Krankheiten, Kriminalität und Unsicherheit. Fehlen an legalisierten Besitztiteln und anerkannten Katastern, legale Unsicherheit vor Vertreibungen durch Bodenspekulanten, unsaubere Umwelt und LuftverschmutzungEin zusätzliches besorgniserregendes Problem in der Region Lomas de Carabayllo sind die illegalen und gefährlichen Abfalldeponien, aus denen Hunderte armer Personen (ca. 400 Kinder und Erwachsene) mit bloßen Händen Material (Papier, Blech, Glas, Flaschen usw.)recyceln.

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Ihre Arbeitsbedingungen sind unmenschlich und schmutzig, so z. B. das Betreiben von illegalen " Blei-Schmelzöfen" aus Autobatterien mitten in der Ortschaft und die Vergiftung der Bevölkerung mit bleihaltiger Luft und Umwelt. Bei den Kindern in Lomas de Carabayllo wurden Blei und Schwermetalle im Blut festgestellt, die 5 mal so hoch sind wie die UNO-WHO Normen vorgeben. Noch gibt es keine offiziellen staatlichen Erhebungen und Studien zur gesundheitlichen Situation der Bevölkerung, obwohl die Institution CIDAP und die Basisorganisationen bei den Gemeinden vorstellig wurden.

Illegale nicht-metallische Bergbauunternehmen (Steinbrüche, Sandfabriken, Herstellung von Baumaterialien usw.), verursachen in der Umgebung gefährliche Eingriffe in die Natur. Neben Staub und Schmutz ist auch der Gebrauch von Dynamit und Sprengstoff zu erwähnen sowie auch unterirdische Ausgrabungen, die die Gefahr von Erdrutschen mit sich bringen und die Baumöglichkeiten der Bevölkerung zunichte machen. Staatliche Maßnahmen tragen nur unzureichend zur Verbesserung dieser Wohn- und Lebensbedingungen bei. Es bleibt so den Ärmsten überlassen, selbst nach Lösungswegen zu suchen und dafür öffentliche Mittel einzufordern. Dabei bilden sich Basisorganisationen, Selbsthilfegruppen und Netzwerke zur Verteidigung der Grundrechte.
Sie werden vom Antragsteller oder von anderen engagierten NGO-Beratern unterstützt. Innerhalb dieses Kontextes berät die Institution CIDAP (Centro de Investigación, Documentación y Asesoria Poblacional) die Bevölkerung der Region in den Bereichen Organisationsentwicklung, Demokratie und Bürgerbeteiligung, Erarbeitung von Vorschlägen zur Habitatgesetzgebung, Stadtplanung, Menschenrechte, Legalisierung von Besitztiteln, usw.

Treffen mit dem Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez


Einer der Höhepunkte des ersten Tags in Peru war das Treffen mit dem Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez. Im Video berichtet er von seiner Freundschaft mit Bischof Gerhard Ludwig Müller und erzählt, wie wichtig die Hilfe von Misereor für die armen Menschen im Süden ist.

Gerechtigkeit und Frieden

Als unser Auto an der großen Einfallstraße ins Stadtzentrum von Lima anhielt, dachte ich erst an eine Reifenpanne. Aber wir wurden genau hier erwartet. Unscheinbar neben der Straße erstreckt sich ein großes Gelände, dass man in Regensburg vielleicht als Brache bezeichnen würde. Salomon Lerner begrüßt uns herzlich. Der ehemalige Dekan der katholischen Universität von Lima führt uns zum Ojo que llora, der Erinnerungsstätte an die mehr als 70.000 Opfer von Terror und Bürgerkrieg zwischen 1980 und 2000 in Peru.

Die Geschichte dieses Dramas kenne ich nur oberflächlich. Das erschüttert, weil ich eigentlich ein zeitungslesender und bewusster Zeitgenosse bin. Professor Lerner erzählt. Ein verhaltensgestörter Intellektueller konnte sich als egomanischer Revolutionsführer aufspielen. Sozusagen als von der Geschichte erwählter Nachfolger von Lenin und Mao Tse Tung. Geschickt nutzte er die vielen sozialen Spannungen in Peru aus, um Anhänger zu mobilisieren, um sie in einen grausamen Bürgerkrieg gegen das Land und seine Menschen zu führen. Der Staat ließ sich hineinreißen in die Logik des Unrechts. Freiheit und Menschenwürde aber lassen sich nicht verteidigen mit Folter, Vergewaltigung, Mord und Entführung. Polizei und Militär des Landes wurden selbst zur Quelle von Terror und Willkür. Heute, 10 Jahre später, steht Peru vor der Herausforderung, das Unrecht aufzuarbeiten, die Verbrechen beim Namen zu nennen und endlich einen Prozess der Versöhnung zu beginnen. Die selbsternannten Revolutionäre sind tot oder untergetaucht. Die in viele Verbrechen verstrickten Militärs und Politiker aber sitzen immer noch an den Hebeln der Macht. Der Wahrheit des begangenen Unrechts wollen Sie nicht ins Auge sehen und versuchen deshalb, das Mahnmal aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verdrängen.

Professor Lerner leitete über viele Jahre die Wahrheitskommission des Landes. Die Taten der Terroristen aber auch des Staates verzeichneten und dokumentierten sie aufs Genaueste. Das von Misereor unterstützte Mahnmal sollte eigentlich die Arbeit der Kommission abschließen und einen Ort anbieten, der vielen Toten zu gedenken und in der Trauer einen neuen und auf Gerechtigkeit setzenden Neuanfang zu finden. Viele vor 10 Jahren Verantwortliche lehnen aber die Wahrheit ab. Freilich wird es ohne diese ganze Wahrheit keine wirkliche Versöhnung geben. Deshalb war es für Professor Lerner so wichtig, dass Bischof Gerhard Ludwig Müller und unsere Reisegruppe das Mahnmal besuchen. Gerechtigkeit könne man niemals vollständig erwirken, betonte der Bischof. Denn die Zeit lasse sich nicht zurückdrehen. Was wir aber leisten können, das sei der Blick auf die Wahrheit, die Bestrafung der Täter und die Wiedergutmachung für die Opfer.

Professor Lerner führte Bischof Gerhard Ludwig Müller über das Labyrinth der 70.000 Steine, auf denen die Namen der Ermordeten verzeichnet sind.

Die langen Reihen der Steine mit den vielen Namen zeigen sehr eindrücklich, wie viele Menschen Opfer der Verbrechen wurden.

Clemens Neck

Mittwoch, 9. Februar 2011

Das Wetter in Lima

22 °C
Aktuell: Teils bewölkt
Wind: S mit 6 km/h
Feuchtigkeit: 89 %
Mi.
Meist sonnig
28 °C 22 °C

Die Gefährten

Die Reisegruppe zur Misereor-Fastenaktion in Regensburg 2011 stellt sich Ihnen vor. Gefilmt haben wir beim Zwischenstop auf dem Madrider Flughafen.

12.000 Kilometer

7:45 Uhr Frankfurt Ortszeit losgeflogen und 18:40 Uhr Ortszeit in Lima angekommen. Zu Hause schlägt die Uhr gleich eins und zwar hoffentlich ganz leise. Lima im Hochsommer ist heiß und schwül. Man riecht den Pazifik und zuvor konnte ich ihn bereits aus dem Flugzeugfenster fotografieren. Der Stille Ozean macht seinem Namen alle Ehre.


Bei der Gelegenheit lasse ich Sie und Euch auch einen Blick auf den Amazonas werfen - aufgenommen aus 10.000 m Höhe. Aufgrund des diesigen Wetters muss man genau hinschauen. Jetzt bin ich hundemüde und darf abschließend auf das Interview hinweisen, das ich morgen mit der Misereor-Vertreterin in Peru führen darf. Ihr Clemens Neck

Dienstag, 8. Februar 2011


Satelitenkarte von Lima, Peru

Das Wetter in Lima

leicht bewölkt
28°C
Südwind
15 km/h
Niederschlag
10 % Risiko
< 0.1 mm
Relative Feuchte
58 %

Montag, 7. Februar 2011

Vor dem Aufbruch nach Peru

Weltkirche – ich freue mich darauf. In wenigen Stunden beginnt die Reise in das Andenland Peru, wo ich Bischof Gerhard Ludwig Müller als Pressesprecher bei Besuchen und Begegnungen begleite. Die Reise mit Journalisten bietet die Möglichkeit, die Arbeit unseres Bischöflichen Hilfswerks Misereor anhand mehrerer Projekte kennenzulernen. Bischof Gerhard Ludwig ist derzeit noch in Brasilien, von wo aus er nach Peru kommt, das ihm ja bestens bekannt ist. Immerhin hat er vor gut zwei Jahren an einer der renommiertesten Universitäten des Landes, der Päpstlichen Universität von Peru, den Ehrendoktor für seine Verdienste um die Befreiungstheologie erhalten. In Rio de Janeiro hat er nun schon an der XX. Konferenz der brasilianischen Bischöfe teilgenommen und zusammen mit Angelo Scola, Patriarch von Venedig, und Kardinal Claudio Hummes, bis vor kurzem Präfekt der Vatikanischen Kongregation für den Klerus, theologische Vorträge vor den katholischen Bischöfen Brasiliens gehalten und mit ihnen diskutiert.
Ich freue mich auf Land und Leute, frühere Tätigkeiten führten mich wiederholt nach Lateinamerika. Ich habe die Menschen dort immer als sehr freundlich, ja herzlich kennengelernt, auch – oder gerade? – wenn die Armut erdrückend und bedrückend ist. 30 Grad sind es dort, am Humboldtstrom, der für ein angenehmes Klima sorgt. Sicher werden wir viele interessante Gespräche führen. Auf dem Programm stehen das Menschenrechtsinstitut und die Fotoausstellung im Nationalmuseum sowie Begegnungen mit Dr. Salomón Lerner, dem ehemaligen Leiter der Versöhnungs- und Wahrheitskommission von Peru, der vom Wunsch beseelt ist, Gerechtigkeit zu schaffen oder zumindest doch den Opfern der Politik vergangener Jahrzehnte Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, auch wenn es nur symbolisch ist oder wenn dies allerwenigstens in der Anerkennung ihrer Leiden liegt. Begegnungen wird es geben mit „CIDAP“ sowie „SEA“, den Partnerorganisationen von Misereor, und mit „Angares“, einer Nachbarschaftsorganisation, mit der Oberbürgermeisterin von Lima und mit Pater Gustavo Gutierrez, dem maßgeblichen Begründer der Befreiungstheologie. Auch auf Padre Felipe Fierro freue ich mich, auf den Gründer der peruanischen Missionskongregation der „Reconciliación del Señor de los Milagros“. Die peruanische Missionskongregation wurde gegründet, um einheimische Missionare und Priester aus Peru zu fördern. Interessanterweise kam der Impuls zur Gründung von „innen“, vom peruanischen Padre Felipe. Sein Werk blüht und gedeiht, Dutzende junge Menschen bereiten sich unter seiner Verantwortung darauf vor, das Evangelium Jesu Christi im ganzen Land zu verbreiten. Auch Mons. Miguel Carejos, den Vorsitzenden der Peruanischen Bischofskonferenz, werden wir kennenlernen.
Welche Hoffnungen bewegen die Kirche des Andenlandes, das als eines gilt, das seine indigenen Wurzeln besonders bewahrt hat? In wenigen Minuten geht der Zug nach Frankfurt, von wo aus wir morgen früh um 6.30 Uhr abheben werden. Fliegen werden wir mit der Zeit. Aber wie auch immer die Zeit sein mag – die Weltkirche ist global, und wo auch immer wir sind, ist sie schon da.